Malta – Geschichte – Die Megalith Kultur

Signale eines geheimnisvollen Volkes aus grauer Vorzeit

Bis noch vor kurzem hielt man die Pyramiden in Ägypten für die ältesten Bauwerke der Erde; jetzt beweisen die neuesten Forschungen, daß die geheimnisvollen Megalith-Tempel auf Malta 500, wenn nicht sogar 1000 Jahre älter sind als die berühmten Pyramiden von Giseh. Riesige, tonnenschwere Felsblöcke wurden beim Bau dieser Tempel verwendet – selbst mit der heutigen Technik im wahrsten Sinne des Wortes kein leichtes Unterfangen. Wie man vor 6000 oder 7000 Jahren diese enormen Lasten mit primitiven Hilfsmitteln bewegte und sogar mehrere Meter anhob, ist bis heute ein Geheimnis.

Bei den frühen Tempelbauten, so etwa bei der Anlage von Gigantija auf Gozo, wurden die Riesenblöcke noch roh und unbehauen aufeinandergeschichtet; in den späteren Epochen, so zum Beispiel bei der Anlage von Hagar Qim, wurden die riesigen Steine fein säuberlich behauen und fugendicht aneinander- und übereinandergeschichtet. Und man erfährt mit Staunen, ja mit Ehrfurcht, daß diese Arbeit mit einfachen Flintsteinen, Obsedian und anderen primitiven Steinwerkzeugen vorgenommen worden ist. Metall war bekannt, aber es gibt Hinweise, daß diese urzeitliche, feminin ausgerichtete Kultur aus kultischen Gründen auf die Verwendung von Metall verzichtete. Wußte oder ahnte man etwas von der Bedrohung, die von Metall ausgehen kann, und hat man deshalb auf Metall verzichtet?

Noch erstaunlicher ist die unterirdische Tempelanlage von Hai Saflieni, das sogenannte Hypogäum.

Das Hypogäum war bei seiner Entdeckung eine kulturgeschichtliche Sensation. Diese Anlage ist über mehrere Jahrhunderte hinweg mit Flint und Obsedian aus dem Fels herausgehauen worden, vier Stockwerke tief und erstreckt sich über ein größeres Gebiet. Das Hypogäum von Hai Saflieni war nicht nur Kultstätte und Begräbnisstätte – es wurden die Gebeine von über 7000 Menschen gefunden sondern die Anlage diente offenbar auch der Ausbildung von Priesterinnen. Viele einmalige Fundgegenstände – heute vor allem im Museum für Archäologie in Valetta zu bewundern – deuten darauf hin.

Um das Jahr 2000 v. Chr. enden jäh die Spuren dieses geheimnisvollen Volkes – mitten in der Blüte seiner Kultur. Waren es fremde Eroberer mit metallenen Waffen, die dieses friedliche Volk vernichteten, das nachweislich auf jede Art von Waffen, auf Festungsbauten, Paläste und Häuser und offenbar auch auf Metall verzichtete? Oder war es eine plötzliche, alles Leben vernichtende Epidemie, die Malta um das Jahr 2000 v. Chr. für Jahrhunderte entvölkerte? Wir werden es nie erfahren.

Rätselhaft wie die Tempel sind auch die geheimnisvollen Schleifspuren, die man an verschiedenen Stellen Maltas im Fels entdecken kann. Die wahrscheinlichste der verschiedenen Theorien ist, daß es sich um die Schleifspuren primitiver prähistorischer Gleitkarren handelt, denn das Rad war zu dieser Zeit hier noch unbekannt.

Der Besuch dieser weltweit einzigartigen Tempel und der sonstigen Zeugen aus grauer Vorzeit ist für jeden Malta-Urlauber ein erregendes Erlebnis – sind sie doch auch heute noch ein Signal über das Wesen der Menschheit und ihrer Auseinandersetzung mit der Natur und den Mitmenschen.

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